Mutmachgedicht
Mach doch einfach!- Ein Mutmachgedicht
„Inger, ingerasul meu, Ce mi te-a dat Dumnezeu.“
Das lehrte meine Mutter mich
Ein Schutzgebet und Mutmachgedicht
Es sagt: So klein ich auch bin, ich kann Großes schaffen
An mich selber glauben, mich auf die Reise machen
Meine Stärke spüren, dahinter stehn
Herzhaft scheitern und weiter gehn.
Ich hab tausend Ideen, brauch nur Mut sie zu füttern
Sie rauszulassen, damit sie im Kopf nicht zerknittern
Ich erinner mich gut an das erste Mal
Als ich das in mir spürte- ein Junitag
An dem ich oben auf einer Rutsche saß
Die sicher so 8000 Meter maß
Ich hab Angst, will da weg,
fühl mich winzig und schwach
Da ruft meine Mutter: Hey, mach doch einfach.
Genau jetzt sind wir hier- nicht eben, nicht gleich
Manchmal gibt ́s nur die eine Gelegenheit
Seitdem saß ich soo oft ganz oben auf Rutschen
Beim Physikabitur und vorm ersten Mal Knutschen
Mit dem Herz in der Hose dacht ich immer:
Das war ́s.. Doch blieb ich immer ich- egal wer vor mir saß
Wenn dir etwas gefällt- dann wirf dich hinein
Was die andern dazu sagen – ist so latte wie Chai
Du willst Autos schrauben – und Mathe studieren?
Sie sagen dir: Mädchen? Solln lieber Torten verzieren!
Du willst tanzen und rosa Einhörner reiten?
Sie sagen: Jungen? Fahrn Porsche – und jetzt hör uff zu weinen!
Lass sie reden und folge dem Ruf in dir drin
Das ist kein Vogel, glaub mir, das ist dein inneres Kind
Und wenn ́s eine Sprache spricht, die du nicht verstehst
Dann lern sie- vielleicht ist es das worum ́s geht
Von Tiermedizin bis Elektrochemie
Quantenphysik Psychopathologie
Geobotanische Physiologie
Akute Panik und Neophobie
Man versteht erstmal nur Bahnhof –
das ist wie Sprechen mit Tieren
Doch all die Rätsel zu lösen – immer mehr zu kapieren
vom Großen ins Kleine – wie beim Mikroskopieren
das kitzelt im Kopf, wird profunder und bunter
Ein bisschen wie Rutschen in eine Welt voller Wunder
Blablabla – sagst du – leichter gesagt als getan
Es bleibt verdammt nochmal schwer etwas Neues zu wagen
Wie oft stand ich starr vor weit offenen Türen
Bin aus Angst zu versagen besser draussen geblieben
Lieber den Kopf in den Sand als es auszuprobieren
Ja, es gibt nichts was hilft
Was diesen Schritt für dich leicht macht
Nur eine Stimme im Herzen die sagt: „Mach doch einfach.“
Und was sind denn Ideen – wenn nicht Bilder im Raum
Sie sind hier und… da – man muss sich nur mal umschaun
Die Augen weit öffnen und nach ihnen greifen
Die Türen erkennen und sie einfach durchschreiten
Gedichte sind auch nur neu geordnete Worte
Zwei Früchte gekreuzt zu `ner neuen Sorte
Erfindungen sind ein Ergebnis aus Allem
Was man vorher schon wusste – nur aus der Reihe gefallen
Weiter gedacht oder neu kombiniert
Jede Innovation war erstmal Fantasie
Also auf – lass uns fließen, begeister dich wie
ein Kind, das zum ersten Mal Eis probiert
Sei Feuer und Flamme, sei das was du liebst
Und wenn du liebst was du tust – wird es größer als du
Dann wird dein Körper ein Fluss, eine Sprache, ein Schiff
Auf einem Meer, das unverschämt wild und wunderbar ist
Und mach Fehler – mach viele davon – so viele wie geht
Nur so lernt man laufen – auch quer durchs Beet
Nichts ist ne größere Bremse als die Angst vor dem Scheitern
Fall leidenschaftlich hin- und mach ebenso weiter
Und wenn du dich fürchtest – auf der Rutsche – weit oben
Hab all jene im Herzen, die darin wohnen
Wir sind Kinder von vielen – verwandt mit der Welt
Wenn du Angst hast – dann denk an all das was dich hält:
Das Fundament deiner Ahnen – bis hierhin wo du bist
„Tu fă-mă mare- căci eu sunt mic.“
Du hast Millionen im Rücken, eine Linie aus Licht
Dann mal eine Krone – auf ein Blatt, winzig klein
Steck es dir in die Tasche – lass dich Königin sein
Denk dir Wurzeln und Flügel und wenn`s dir gefällt –
Denk dir: „Mach doch einfach“ –
Denn Deine Ideen verändern die Welt.
© Dominique Macri, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin
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