Sabotiere dich selbst
Schieb die Hand unter dein T-Shirt.
Fühle die Unebenheiten mit bloßen Fingern.
Vielleicht sind es Löcher, mit Heftklammern vertackert?
Oder Narben eines Gottes, der deine Syntax verstört?
Ich sehe dich von seitwärts an, deine Brüste,
etwas befremdet, wie ein Mann.
Du liegst in einer weißen Wanne, dein Gesicht
eine wunderschöne Wunde.
Vielleicht bin ich ein nachsichtiger Vater, und du zeigst mir,
wer dich erschossen hat. Vielleicht bin ich dein Sohn.
Zwei Fäden führen aus dir hinaus. Ein weißer
aus deinem Rücken, daran geknotet ein rotes Plastikding.
Ein anderer, schwarz, zwischen deinen Beinen.
An seinem Ende baumelt eine blaue Tasse.
Seltsames Licht sickert aus. Schmerzempfindlich.
Du drehst dich in die Fäden ein wie in Verse.
Ziehst nach und nach Klammern aus der Haut.
Wunde für Wunde öffnet sich das Wort.
(© Karla Reimert, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin)